Aktuelles E-Paper
Ein Fluss der Armut fließt durch unsere Städte und wird immer größer, bis er überläuft: mit diesem beunruhigenden Bild beginnt die Botschaft zum siebten Welttag der Armen. „Der Schrei unserer Brüder und Schwestern, die um Hilfe, Unterstützung und Solidarität bitten, wird immer lauter“, schreibt Papst Franziskus und fordert mit den Worten aus dem Buch Tobit „Wende dein Angesicht von keinem Armen ab“ (Tob 4,7). Dieser Mann, der immer auf den Herrn vertraut hat, möchte als guter Vater seinem Sohn nicht so sehr etwas Materielles hinterlassen, sondern das Zeugnis des Weges. „Alle deine Tage, Kind, gedenke des Herrn! Hüte dich, zu sündigen und seine Gebote zu übertreten! Vollbringe alle Tage deines Lebens gerechte Taten und wandle nicht auf den Wegen des Unrechts!“ (4,5). Er verweist auf konkrete Gesten, die darin bestehen, gute Werke zu tun und gerecht zu leben. „Tu für alle, die die Gerechtigkeit tun, Almosen aus dem, was du hast! Wende dein Angesicht von keinem Armen ab, dann wird sich Gottes Angesicht nicht von dir abwenden!“ (4,6–7).
Im Alltag ist laut dem Papst die Aufmerksamkeit für die Armen gering. „Der Ruf nach Wohlstand wird immer lauter, während die Stimmen derer, die in Armut leben, mit einem Schalldämpfer versehen werden. Die virtuelle Realität löst das reale Leben ab, und immer leichter passiert es, dass man die beiden Welten verwechselt. Die Armen werden zu Bildern, die einen für einige Augenblicke berühren, aber wenn man ihnen in Fleisch und Blut auf der Straße begegnet, stört man sich an ihnen und grenzt sie aus.“
Die Hektik, die tägliche Begleiterin des Lebens, verhindere, dass man innehalte, um zu helfen. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (vgl. Lk 10,25–37) ist keine Erzählung aus der Vergangenheit, sondern stelle die Gegenwart eines jeden von uns in Frage. „Es ist leicht, an andere zu delegieren; es ist eine großzügige Geste, anderen Geld für ihr karitatives Handeln zu geben; es ist die Berufung eines jeden Christen, sich persönlich zu einzubringen“, unterstreicht Franziskus.
Unser Dasein für die Armen solle von einem evangeliumsgemäßen Realismus geprägt sein. „Das Teilen muss den konkreten Bedürfnissen des anderen entsprechen, es geht nicht darum, dass ich Überflüssiges loswerde.“ Es bedarf der Unterscheidung unter der Führung des Heiligen Geistes, „damit wir die wahren Bedürfnisse unserer Brüder und Schwestern erkennen, und nicht unsere eigenen Bestrebungen“, so der Papst. „ Wir sind aufgerufen, Christus in ihnen zu entdecken, uns zu Wortführern ihrer Interessen zu machen, aber auch ihre Freunde zu sein, sie anzuhören, sie zu verstehen und die geheimnisvolle Weisheit anzunehmen, die Gott uns durch sie mitteilen will“ (Evangelii gaudium, 198).
Der Glaube lehrt uns, dass jeder Arme ein Kind Gottes ist und dass Christus in ihm oder ihr gegenwärtig ist: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).
Aktuelles E-Paper