Salzburg. P. Paul Weingartner schließt die Augen. Seine Konzentration ruht darauf, die Botschaft seines neuen Buches ins rechte Bild zu rücken. Der gelernte Karosseriespengler hat dann auch den passenden Vergleich aus seiner beruflichen Vergangenheit: „Beim Auto ist die Aufmerksamkeit auf das Äußere, das Schöne, die Optik und die Lackierung gerichtet. Aber eigentlich geht es nicht um den äußeren Glanz, sondern um die Fahrtüchtigkeit, die vom Motor und vom Lenksystem her kommt. Ich habe das sehr praktisch in meinem Leben beobachtet. Dass die Aufmerksamkeit, die ich selbst jahrelang auf das Äußere gerichtet habe, nicht wirklich trägt und zum Sinn unseres Lebens führt.“
Mit Innenwelt meint der Spiritual nicht die intellektuelle Fähigkeit, die Verstandeskraft, sondern die psychische Kraft, die nicht so sehr im Kopf angesiedelt ist: Motivationen, Sehnsüchte, Wünsche und Emotionen. Dann gebe es noch die Fähigkeit der Seele, die offen ist für das Göttliche, für das Heilige. Diese Innenwelt des Menschen sei sein Thema, das zeige auch sein Werdegang. Vom Mechaniker zum Priester im Theresianischen Karmel. Seine Aufgabe ist es, als geistlicher Begleiter Menschen mit sich selbst und dadurch mit Gott in Verbindung zu bringen. Biografiearbeit – vor allem auch mit jungen Menschen, die ihre Berufung finden wollen – ist sein Anliegen, um dabei „von innen heraus Identität zu finden, die Klarheit, Festigkeit und Resilienz gibt, die Welt zu gestalten“.
Nach dem Bucherfolg „Klarheit, die von innen kommt: Das Mitdenken der Seele“ (2013) legt der Priester nun eine Art thematische Fortsetzung vor: „Lebenskraft, die von innen kommt. Durchatmen und Auferstehen.“ Dabei ist für den Autor klar: Wirkliche und bleibende Lebenskraft ist keine Frage von äußeren Gegebenheiten, sondern von innerer geistlicher Haltung. Die natürliche Intelligenz des Herzens hält sich offen für den göttlichen Geist. Lebenskraft kommt nicht aus den günstigen Umständen, sondern aus der rechten Einstellung, so Weingartner. Um zu dieser Herzenswandlung durchzustoßen, brauche es den „Zugang zu seinem inneren Zentrum, dorthin, wo der Geist Gottes in uns lebendig ist“. Wenn Menschen diese Mitte freilegen und bewusst erfahren, dann „können wir entsprechend unserer Gottebenbildlichkeit zu leben beginnen“, erklärt Weingartner. Und dann sei die volle Lebenskraft erreicht.
„Es braucht dazu Interesse am eigenen Leben und seiner geistlichen Vertiefung, Stille, Schweigen können, Hineinlauschen in die eigene Welt ohne Beschönigung und ohne Schlechtmacherei ist der Anfang“, so Weingartner. Der Karmelit blättert in seinem Buch und kommt zur Stelle, wo es um Kontinuität im geistlichen Leben und Austausch mit anderen darüber geht. Konkret wirbt er für geistliche Begleitung, wo das Leben in seiner geistlichen Entwicklung besprochen wird. „Geistliche Begleitung und Kontinuität im geistlichen Weg nach innen scheinen mir sehr wichtig.“ Und das Gebet? Das Verständnis vom Gebet solle laut Weingartner einer Wandlung unterzogen werden: „Es geht nicht darum, dass ich Gott über meine Lebensumstände informiere, sondern es geht darum, dass Gott mir etwas sagen kann – und dass ich mir etwas von ihm sagen lasse.“
Fazit des Buchs: Durch die Hingabe an Gott wird der Mensch als Persönlichkeit empathischer, differenzierter und deshalb lebendiger, schließt Weingartner.
Zum Buch
Paul Weingartner: „Lebenskraft, die von innen kommt. Durchatmen und Auferstehen“ (Verlag: Christliche Innerlichkeit, 2023); 212 Seiten, Hardcover; erhältlich in der Dombuchhandlung, Rupertusbuchhandlung und im Domshop. ISBN: 978-3-901797-89-7
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