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Waren Sie schon öfters auf dem Weg zum Supermarkt, um Lebensmittel einzukaufen? Ja, gewiss! Aber womit Sie nicht gerechnet haben, war dies: Vor dem Eingang zum Geschäft sah man eine schwarze Tafel, auf der mit Kreide geschrieben war: „Heute sind die Orangen in Aktion. Aber dieses Angebot gilt nur bis zum nächsten Wochenende.“
Das ist Evangelium! Jawohl!
Markus hat ohne Scheu einen allgemein bekannten Begriff aus der täglichen Wirtschaftsgeschichte genommen und diesen mit einem ganz neuen Inhalt gefüllt. Denn zwei wesentliche Aussagen gehören zu dem Wort Eu-Angelion (Frohe Botschaft):
1. Heute! So günstig wie jetzt bekommt man die Ware nicht mehr. Man kann es nicht auf die lange Bank schieben.
2. Es gibt eine Frist des Ablaufes: Diese liegt nicht in meiner Hand, diese darf ich nicht versäumen, denn es gibt ein „zu spät“!
Dieses Wort aus dem täglichen Leben nimmt also Markus und wendet es nun voll inhaltlich auf Jesus an (Markus 1,14): Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! Die drei anderen Evangelisten (Matthäus, Lukas und auch Johannes) sind Markus hier gefolgt und haben die Grundbotschaft dieses Eu-Angelions übernommen.
Damit wird dieses Wort „Eu-Angelion – Frohe Botschaft“ zu einem biblischen Begriff. Im Alten (Ersten) Testament kommt dieses Wort nicht vor. Markus hat das Verdienst, dieses rein „weltliche“ Wort biblisch umfunktioniert zu haben. Die Frohe Botschaft war plötzlich „geistlich“ geworden. Aber die Frohe Botschaft blieb die gleiche: Jetzt muss die günstige Gelegenheit ergriffen werden, denn sie kommt nie wieder. Das ist die Botschaft des Markus-Evangeliums. Hätte sich Markus nicht für dieses Modell entschieden, so wären uns vermutlich über Jesus nur wenige Wundergeschichten überliefert worden, so wie wir sie von anderen großen Gestalten der Religionsgeschichte (Buddha, Laotse) besitzen.
Jesus steht als erwachsener Mann vor uns. Seine Herkunft und seine Kindheit interessieren den Evangelisten Markus nicht. Den Namen seiner Mutter kennt er nicht. Jesus ist der Heiland der Welt. Das ist und bleibt Frohe Botschaft: Das Evangelium für alle Menschen.
Prälat Johannes Neuhardt
Der Evangelist Markus
Markus (ca. 18 bis 68 n. Chr.) war ein zum Christentum bekehrter Jude. Er wurde als Levit geboren und war der Sohn der Maria, in deren Haus die frühen Christen ihre Treffen abhielten (Apostelgeschichte 12, 12). Nach dem 1. Petrusbrief (5, 13) soll Petrus ihn „Sohn“ genannt haben, was auf eine persönliche Bindung zwischen den beiden hinweisen soll.
Evangelium und Märtyrertod: Der Überlieferung zufolge war es auch der Einfluss von Petrus, unter dem Markus zum Christentum bekehrt wurde. Er wirkte von da an als dessen Dolmetscher, da Petrus kaum griechische Sprachkenntnisse besaß. Markus gilt als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums, das er auf der Grundlage von Petrus‘ Predigten schrieb. Um 65 zog er nach Alexandria und gründete dort die Koptische Kirche; als Bischof von Alexandria überfielen ihn christenfeindliche Einwohner am Altar und schleiften ihn mit einem Strick um den Hals im Jahr 68 zu Tode.
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