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Liebe Brüder und Schwestern, an diesem zweiten Adventsonntag spricht das Evangelium von Johannes dem Täufer, dem Boten Jesu und beschreibt ihn als „Stimme eines Rufers in der Wüste“. Die Wüste, ein leerer Ort, wo man nicht kommuniziert, und die Stimme, ein Mittel zum Sprechen, scheinen zwei widersprüchliche Bilder zu sein, aber im Täufer vereinen sie sich.
Die Wüste: Johannes predigt dort, in der Nähe des Jordans, in der Nähe des Ortes, an dem sein Volk viele Jahrhunderte zuvor das verheißene Land betreten hatte. Indem er dies tut, ist es, als würde er sagen: Um Gott zu hören, müssen wir an den Ort zurückkehren, an dem er vierzig Jahre lang begleitet, beschützt und erzogen hat – sein Volk in der Wüste. Dies ist der Ort der Stille und des Wesentlichen, wo man es sich nicht leisten kann, sich mit nutzlosen Sachen aufzuhalten. Stattdessen geht es darum, sich auf das zu konzentrieren, was unerlässlich ist zum Leben.
Das ist eine stets aktuelle Mahnung: Um voranzukommen auf dem Lebensweg, muss man sich entledigen von dem, was „zu viel“ ist. Denn gut leben heißt nicht, sich zu füllen mit unnützen Dingen, sondern sich zu befreien vom Überflüssigen – um in die innere Tiefe zu gehen, um das zu erfassen, was wirklich wichtig ist vor Gott.
Nur wenn wir – durch Stille und Gebet – Raum schaffen für Jesus, der das Wort des Vaters ist, werden wir in der Lage sein, uns zu befreien von der Verschmutzung durch eitle Worte und Geschwätz. Schweigen und ein nüchterner Stil – beim Reden, im Umgang mit den Dingen, in Medien und sozialen Netzwerken – sind nicht nur „kleine Opfer“ oder Tugenden: es sind wesentliche Elemente des christlichen Lebens.
Damit kommen wir zum zweiten Bild: der Stimme. Die Wüste und die Stimme. Sie ist unser Instrument, um das auszudrücken, was wir denken und im Herzen tragen. Wir verstehen also, dass sie sehr eng verbunden ist mit der Stille, weil sie das ausdrückt, was im Inneren reift – ausgehend vom Hören auf das, was der Geist uns vorschlägt.
Brüder und Schwestern, wenn man nicht schweigen kann, ist es schwierig, dass man etwas Gutes zu sagen hat; je aufmerksamer dagegen die Stille ist, desto stärker ist das Wort. In Johannes dem Täufer ist diese Stimme verknüpft mit der Echtheit seiner Erfahrung und der Reinheit seines Herzens.
Wir können uns fragen: Welchen Platz nimmt die Stille in meinem Tagesablauf ein? Ist es eine leere, vielleicht bedrückende Stille oder ein Raum des Zuhörens, des Gebets, des Sich-Kümmerns um das Herz? Ist mein Leben nüchtern oder voll von überflüssigen Dingen? Auch wenn es heißt, gegen den Strom zu schwimmen, schätzen wir die Stille, Nüchternheit und das Zuhören. Maria, Jungfrau der Stille, helfe uns, die Wüste zu lieben, auf dass wir glaubhafte Stimmen der Verkündung deines Sohnes werden, der kommt.
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