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Gottes Gebot, ihn zu lieben, erfordert eine tiefe Hingabe und bedeutet, dass wir uns selbst ganz aufgeben und unser Herz und unseren Verstand in den Dienst des Willens Gottes stellen. Wir können um die Gnade bitten, dem Beispiel Christi zu folgen, der sich ganz hingegeben und gesagt hat: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lk 22,42). Er hat auch seine große Liebe zu allen Menschen, einschließlich seiner Feinde, bekundet. Wir können uns unsere Nächsten nicht aussuchen. Sie zu lieben bedeutet, auf ihre Bedürfnisse zu achten, ihre Unzulänglichkeiten zu akzeptieren und sie in ihren Hoffnungen und Bestrebungen zu unterstützen. Dieselbe Haltung ist auf dem Weg zur Einheit der Christen angesichts der unterschiedlichen Traditionen der anderen erforderlich.
Die Aufforderung, den Nächsten „wie sich selbst“ zu lieben, erinnert uns an die Notwendigkeit, uns selbst so anzunehmen, wie wir sind, im Bewusstsein, dass Gott uns mitfühlend anschaut und immer bereit ist, zu vergeben. Bedenke, dass wir Gottes geliebte Schöpfung sind. Achte dich selbst. Suche den Frieden mit dir selbst. In ähnlicher Weise kann jeder von uns um die Gnade bitten, die eigene Kirche oder Gemeinschaft mit ihren Schwächen zu lieben und anzunehmen, indem wir alles dem Vater anvertrauen, der uns durch den Heiligen Geist erneuert.
Wenn wir Menschen zu uns nach Hause einladen, sind es oft Menschen, die unseren sozialen Status, unsere Einstellung zum Leben und unsere Werte teilen. Es gibt einen menschlichen Instinkt, Vertrautes zu bevorzugen. Das gilt auch für unsere kirchlichen Gemeinschaften. Jesus aber führt seine Zuhörer tiefer in ihre eigene Tradition, indem er sie an die Verpflichtung erinnert, alle aufzunehmen und zu lieben, unabhängig von Religion, Kultur oder sozialem Status.
Das Evangelium lehrt uns, dass es nichts Besonderes ist, diejenigen zu lieben, die so sind wie wir selbst. Jesus führt uns zu einer radikalen Vision dessen, was es bedeutet, Mensch zu sein. Was Christus von uns erwartet? Unsere Herzen weit zu öffnen und auf seinem Weg zu gehen, indem wir die anderen lieben, wie er uns liebt.
Jesus fordert uns nicht nur auf, Gutes zu tun, sondern auch unseren Blick zu weiten. Der barmherzige Samariter tat, was er mit seinen eigenen Mitteln tun konnte: Er goss Wein und Öl auf die Wunden des Mannes, verband sie und hob ihn auf sein eigenes Tier. Er ging darüber noch hinaus, indem er versprach, für seine Pflege zu bezahlen. Wenn wir die Welt mit den Augen des Samariters sehen, kann jede Situation eine Gelegenheit sein, denen zu helfen, die in Not sind. Darin offenbart sich die Liebe.
Aus „Schriften für die Gebetswoche: Biblische Meditationen und Gebete zu den acht Tagen der Gebetswoche für die Einheit der Christen 2024“
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