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Wir sprechen heute über den Geiz, also jene Form der Anhänglichkeit an das Geld, die den Menschen an der Großzügigkeit hindert. Diese Sünde betrifft nicht nur Menschen mit einem großen Vermögen, sondern sie ist ein sich immer weiter ausbreitendes Laster, das oft nichts mit dem Guthaben auf dem Bankkonto zu tun hat. Geiz ist eine Krankheit des Herzens, nicht des Geldbeutels.
Die Einsichten der Wüstenväter zu diesem Übel zeigten, wie der Geiz auch Mönche ergreifen konnte, die, nachdem sie auf große Erbschaften verzichtet hatten, in der Einsamkeit ihrer Zelle an Gegenständen von geringem Wert hingen: Sie verliehen sie nicht, sie teilten sie nicht, und noch weniger waren sie bereit, sie zu verschenken. Ein Festhalten an kleinen Dingen. Diese Gegenstände wurden für sie zu einer Art Fetisch, von dem sie sich nicht lösen konnten. Eine Art Rückfall in das Stadium der Kinder, die das Spielzeug umklammern und immer wieder sagen: „Das ist meins! Das gehört mir!“ Ein Umklammern, das die Freiheit raubt. Hinter diesem Anspruch verbirgt sich ein krankhaftes Verhältnis zur Realität, das sich in Formen zwanghaften Hortens oder pathologischen Anhäufens äußern kann.
Um sich von dieser Krankheit zu kurieren, schlugen die Mönche eine drastische, aber höchst wirksame Methode vor: die so genannte Todesmeditation. Wie viele Güter der Mensch in dieser Welt auch anhäufen mag, über eines sind wir uns absolut sicher: dass sie nicht in den Sarg passen werden. Wir können unsere Güter nicht mitnehmen. Hier zeigt sich die Sinnlosigkeit dieses Lasters. Das Band des Besitzes, das wir mit den Dingen knüpfen, ist nur scheinbar, denn wir sind nicht die Herren der Welt: Das Land darf nicht endgültig verkauft werden; denn das Land gehört mir und ihr seid nur Fremde und Beisassen bei mir (vgl. Lev 25,23).
Geiz ist ein Versuch, die Angst vor dem Tod zu vertreiben: Er bietet Sicherheiten, die aber in dem Moment zerfallen, in dem wir sie ergreifen. Wir können Herr über die Güter sein, die wir besitzen, aber oft geschieht das Gegenteil: Es sind die Güter, die uns besitzen. Manche Reiche sind nicht mehr frei, sie haben nicht einmal mehr Zeit, sich auszuruhen, sie müssen dauernd einen Blick über die Schulter werfen, weil die Anhäufung von Besitz auch ihre Aufmerksamkeit verlangt. Sie sind immer in Sorge, denn ein Vermögen ist mit viel Schweiß aufgebaut, aber es kann in einem Augenblick verschwinden.
Sie vergessen die Verkündigung des Evangeliums, das nicht behauptet, dass Reichtum an sich eine Sünde ist, aber er ist sicherlich eine Verantwortung. Gott ist nicht arm: Er ist der Herr von allem, aber – so schreibt der heilige Paulus: „Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“ (2 Kor 8,9).
Das ist es, was der Geizige nicht versteht. Er hätte eine Quelle des Segens für viele sein können, aber stattdessen ist er in die Sackgasse der Unzufriedenheit gerutscht.
Auszüge aus der Katechese von Papst Franziskus zur Generalaudienz am 24. Jänner 2024
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