Jesus, sei mir Jesus nennt der Neumarkter Künstler Johann Weyringer sein Bild über die Krippe (2013, Eitempera und Japantusche auf Leinwand). In dieser Bitte steckt zweierlei: Ahnung und Sehnsucht. Sie entspricht vielleicht der Erkenntnis des Augustinus: „Seit ich dich gefunden habe, suche ich dich.“ Das ist der Weg der Erfahrung mit Gott. Mehr von ihm haben zu wollen. Das schließt einen inneren Prozess der Jesusbegegnung mit ein.
Das Bild gibt uns zwei Blickrichtungen: Esel, Ochs und Josef blicken aus dem Bild, sie blicken uns an. Sie erscheinen uns näher. In einem doppelten Sinn. Esel und Ochs zeigen uns den Platz als Geschöpfe und stellen die universale Bedeutung des Geschehens dieser Nacht dar: Seine Geburt geht uns alle an, die ganze Schöpfung. Die Kirche hat in den Tieren auch Sinnbilder für den glaubenden Menschen gesehen, der intuitiv weiß, wer sein Herr und Gott ist.
Josef wirft uns einen eindringlichen Blick zu. Er ist ein ernster Zeuge und glaubwürdige Identifikationsfigur auf dem Weg zur Krippe. Josef steht vor einer Entscheidung: Bleibt er bei Maria oder trennt er sich von ihr – er muss daran zweifeln, dass das hier Gottes Sohn ist. Darin können wir uns in ihm wiederfinden und gleichzeitig mit ihm den Weg weitergehen. Der Ratlose und Zweifler wird zu einem der Ja sagt zu Gottes Wegen.
Den letzten Schritt zum menschgewordenen Gott müssen wir allein gehen.
Zweifel und Rückzug sind dabei verführerisch – denn der Weg zur Krippe führt „über die gefährlichste aller Grenzen. Er führt über uns selbst hinaus“. Er führt uns dadurch ganz zu uns selbst. Er ist somit Einübung in das Menschsein. So stehen wir vor der Krippe – vor dem Geheimnis unseres Glaubens und unseres Lebens: „Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde.“ (Augustinus)
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