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Die Fastenzeit ist für die Ordensfrau eine Zeit, in der die Beziehung zu Gott ganz bewusst lebendig wird. „Beziehungen müssen gepflegt werden, sonst erkalten sie in dem Vielen, was uns tagtäglich beschäftigt“, ist sie überzeugt. Sie vergleicht die Beziehungspflege mit Gott mit der Beziehungspflege in einer Ehe oder Partnerschaft: „Wenn die Beziehung lebendig bleiben soll, muss man daran arbeiten und sie immer wieder ansehen. Wenn sie lebendig ist, habe ich keinen Druck etwas zu ändern, denn es ist stimmig.“
„Wir geben im Alltag immer mehr und mehr, gönnen uns kaum Pausen und sind von Reizen überflutet“, erklärte sie. In der Fastenzeit gehe es aber um Achtsamkeit für sich selbst und zu Gott. „Lassen wir uns in diesen Tagen wieder neu von Gott berühren und begegnen wir ihm neu“, so ihr Rat.
Fasten bedeute für die emeritierte Äbtissin und jetzige Priorin-Administratorin der Zisterzienserinnen-Abtei Marienkron also nicht nur eine „Abkehr von etwas, sondern immer auch eine Hinwendung zu etwas Anderem“. Die Zisterzienserinnen von Marienkron, nahe der ungarischen Grenze, haben ihren Auftrag nach dem Fall des Eisernen Vorhangs neu definiert. Heute gehört das bekannte Kurhaus Marienkron, das für seine ganzheitliche, allumfassende kurmedizinische Begleitung für Körper, Geist und Seele bekannt ist, zur Abtei. Die gebürtige Deutsche ist mittlerweile seit zwölf Jahren in der burgenländischen Abtei beheimatet und bietet den Gästen spirituelle Begleitungen und Impulse an.
Auch heuer haben viele Ordenshäuser in Österreich wieder Fasten- und Erholungswochen am Programm. Dabei steht wie in Marienkron nicht nur das körperliche Fasten im Mittelpunkt – zum Teil kann man auch an den Chorgebeten teilnehmen und spirituelle Impulse erhalten. Die Begleitung durch Ordensleute macht das Fasten intensiv erlebbar. Meditationen, spirituelle Impulse, Achtsamkeitsübungen und traditionelles Fastenwissen runden das Angebot ab. Infos: www.ordensgemeinschaften.at
Laut dem für Entwicklungsfragen zuständigen Kurienkardinal Michael Czerny erfüllen Christen den Sinn des Fastens, wenn sie Not Leidenden konkret helfen. „Ich persönlich würde Buße und Opfer nicht verwerfen, weil sie wichtig sind, um unsere Solidarität zu nähren“, sagte der Kardinal und Jesuit. „Einen Moment der Beschwerlichkeit oder sogar der Entbehrung zu teilen, ist für sich eine Form des Gebets, eine Form der Solidarität.“ Am meisten gefordert sei aber ein „erster Schritt“ wie die Unterstützung eines Hilfswerks, ehrenamtlicher Einsatz oder auch nur, sich zu informieren und mit anderen zu sprechen. Es gelte, „das Beten und Fasten der Gläubigen auf die Verbesserung der Welt hin auszurichten“, so der Kardinal.
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