Salzburg. Der Salzburger Fremdenführer Heiko Heinegg ist gläubiger Christ, Mitglied im Hospitaldienst der Malteser und regelmäßiger Beichtgänger. Im Interview verrät der 53-jährige Katholik, was ihn dazu bewegt.
RB: Viele Katholiken beichten eher selten, manche sogar nur einmal zur Erstkommunion. Wie oft beichten Sie im Durchschnitt?
Heiko Heinegg: Es gelingt mir nicht immer, aber ich bemühe mich, es zumindest einmal im Monat zu schaffen. Früher habe ich nur vor den großen christlichen Feiertagen Ostern und Weihnachten gebeichtet, ab und zu noch vor meinem Geburtstag, aber ich bin reifer geworden. Statt sie als „lästige Pflicht“ zu betrachten, ist mir die Beichte lieb geworden und mittlerweile ein großes Bedürfnis. Ich möchte beichten, ich muss beichten.
RB: Mit dem Gang in den Beichtstuhl offenbart man sein Innerstes einem fremden Menschen. Man stellt sich seinen Sünden, um diese zu bereuen, und bittet um Absolution. Braucht es dafür nicht sehr viel Mut?
Heinegg: Unglaublich viel. Es braucht den Mut sich einzugestehen, dass man menschlich ist und Fehler macht. Ich verfalle oft in diesen alten Schlendrian und beobachte, dass ich immer wieder die gleichen Dinge beichte. Um sich dessen bewusst zu werden, braucht es einen gewissen Bekennermut – den Mut, sich kritisch selbst zu betrachten. Doch im Gegenzug schenkt mir die Beichte auch Mut. Es ist eine Erleichterung, danach mutig als erneuerter Christ in die Welt hinauszugehen. Im weiteren Sinne bin ich damit ein kleiner Baustein der Weltkirche.
Was ist das, was zwischen mir und Gott steht?
RB: Wie bereiten Sie sich auf die Beichte vor?
Heinegg: Ich verwende einen so genannten Beichtspiegel – ein geistlicher Spiegel, mit dem ich mich selbst christlich betrachte, damit mir bewusst wird, was ich zu beichten habe. Ich frage mich: Was ist das, was zwischen mir und Gott steht? Was ist da seit dem letzten Beichtgespräch, seit den letzten Sakramenten dazwischengekommen?
RB: Mit welchen spirituellen Gefühlen und Gedanken verbinden Sie die Beichte?
Heinegg: Das Sakrament der Beichte ist für mich nicht nur ein Gespräch mit dem physisch anwesenden Priester, sondern ein intimes Zwiegespräch und eine persönliche Begegnung mit dem geistig anwesenden Christus. Je mehr ich erzähle, desto mehr gebe ich von dem preis, was das intime Herzensleben zwischen mir und Christus ausmacht. Das ist sehr privat, aber das ist auch das Schöne an der Beichte. Sie steht für das große Leben der Kirche, das im Verborgenen stattfindet. Ich bekomme eine Ahnung davon, wie groß – etwa bei den Heiligen – dieses private Leben mit Christus sein kann.
RB: Ihr inniges Verhältnis zum Bußsakrament der Beichte ist also in einem innigen Verhältnis zu Jesus Christus begründet?
Heinegg: Ja, denn mein Glaube sagt mir, wenn ich die Worte des Priesters höre: Das ist Christus, der das „ego te absolvo“ sagt. Und das ist der Heilige Geist, der mir hilft, dass ich nicht zu Schlimmem verführt werde oder vom Weg abkomme. Die Beichte bedeutet mir persönlich mehr als die Eucharistie. Ich gehe gerne in den Dom und bin ein Teil der diözesanen Kirche, aber die Beichte hilft mir noch mehr als der sonntägliche Kirchgang.
RB: Sie haben sich vorhin als „Baustein der Weltkirche“ bezeichnet. Wie ist das gemeint?
Heinegg: Es beginnt im kleinen sozialen Kreis, in dem man sich bewegt, oder auch auf Pfarrebene, doch letztlich sind wir alle Teil der Weltkirche. Ein kleiner Baustein, aber mit Liebe betrachtet von unserem Herrn selbst – und das macht mir Mut.
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