Die Fastenzeit ist zu Ende. Es ist Ostern. Wir Christen sagen: Jesus Christus ist auferstanden. Manche sagen das sei ein historisches Ereignis gewesen. Viele bezweifeln das. Manche meinen sogar es sei ein Irrtum. Ich glaube an die Auferstehung, weil ich es oft in meinem Leben erlebt habe, nicht als theologische Aussage oder Behauptung, sondern als lebendige Erfahrung.
Es geht um eine tiefe menschliche und spirituelle Wahrheit, die eine ganz entscheidende Bedeutung für unser Leben hat. Psychologen und Psychotherapeuten suchen oft verzweifelt zusammen mit ihren Klientinnen und Klienten nach der Kraft der Resilienz. Es ist die Kraft immer wieder aufzustehen. Viele behaupten, dass es die Lebenskraft schlechthin sei, die uns bewusst werden muss.
Das einfachste Modell für Resilienz
ist das Stehaufmännchen, mit dem wir als Kinder gespielt haben.
Jeder Mensch wünscht sich diese scheinbar (!) magische Fähigkeit, trotz Rückschlägen im Leben immer wieder gestärkt hervorzugehen und daran zu wachsen. Doch irgendwie hat es den Anschein, als würde das manch einem leichter fallen als anderen. Ist diese Resilienz nun angeboren oder kann man sie trainieren? Oder hat das ganz einfach mit Glück zu tun, wenn man im Leben von psychischen Tiefs verschont bleibt?
Das ist alles richtig. Aber Ratschläge sind in solchen Situationen auch Rückschläge. Deshalb schaue ich mir immer das einfachste Modell für Resilienz an. Es ist das Stehaufmännchen, mit dem wir als Kinder hoffentlich gespielt haben, das uns vielleicht sogar die Grundlagen für die Resilienz auf einer vorintellektuellen, intuitiven Bewusstseins-ebene vermittelt hat.
Was ist nun das Geheimnis des Stehaufmenschen?
Altbekannte Hilfsmittel aus der Natur und Heilkräuter gibt es jede Menge. Wir haben in den vergangenen Wochen einige davon kennen gelernt. Da ist zum Beispiel das Gänseblümchen – unermüdlich, hält allem stand und steht immer wieder auf. Eine weitere Pflanze ist der Bärlauch, ideal nach einem geschwächten Zustand oder die Passionsblume, zur Lösung von Ängsten und Mutlosigkeit. Die Birke gilt als Pionierpflanze in den schwierigsten Klima- und Vegetationszonen. Und die Brennnessel ist fast unausrottbar – sie stärkt den Widerstandsgeist.
Das große spirituelle Thema, das unser Menschsein ausmacht ist Beziehungsfähigkeit.
Wenn wir die innere Kraft eines Gänseblümchens hätten, würden wir den tiefsten Winter überleben.
Beziehungsfähigkeit meint, Beziehung zu sich selbst und ein vernünftiger Umgang mit eigenen Ressourcen, Fähigkeiten, Wissen um eigene Stärken und Werte, Fähigkeit zur Selbstmotivation und ein ausreichend starker Selbstwert. Wenn wir den Selbstwert und die innere Kraft eines Gänseblümchens hätten, würden wir den tiefsten Winter überleben und vom Frühjahr bis zum Spätherbst wachsen, blühen und Freude verbreiten.
Beziehungsfähigkeit umfasst auch den Umgang mit anderen Menschen, Kommunikation, Konflikte, Beziehungsregulation und alle Bereiche der menschlichen Interaktion, eingeschlossen die resiliente Führung. Ich brauche manchmal einfach auch Menschen die mir helfen oder mir lernen mich wieder aufzurichten.
Und wir brauchen einen nüchternen, wertschätzenden, geistreichen, herzlichen Umgang mit Kontexten, Ereignissen und Dingen – im Sinne eines systemischen in Beziehung-Gehens.
Also: Auf geht‘s. Entweder mit einem schönen, ausdauernden Spaziergang, egal ob bei Sonnenschein oder auch wenn einmal ein Sauwetter ist. Oder mit einem Seminar, vielleicht sogar mit einem Seminar für Heilkräuter, die diese nicht nur als Gemüse oder Gewürz, sondern mit Resilienz-Erfahrung verkaufen. Oder einfach mit einem Spiel – mit einem Stehaufmenschen.
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