„Ein Bus bringt meine Razan in die Caritas-Schule Beth Aleph. Bildung ist das Wichtigste. Ich bin so glücklich, dass sie lernen darf. Und seit sie ihre Freundinnen aus der Klasse hat, ist Razan ein fröhliches Kind“, erzählt Fekirte. Alle anderen Vorschulen blieben für ihre Tochter verschlossen. „Ich kann von meinem geringen Verdienst kein Schulgeld bezahlen.“ Außerdem bekomme die Vierjährige in Beth Aleph jeden Tag ein Mittagessen. „Die Sozialarbeiterinnen helfen mir auch mit der Miete. Alleine würde ich es nicht schaffen.“ Manchmal finde sie Arbeit, doch der Lohn reiche nie, um über die Runden zu kommen. „Im Libanon ist es sehr schwierig, aber nach Äthiopien zurückzukehren, wäre noch schlimmer“, sagt die junge Frau.
Noch hofft sie auf eine Zukunft für ihre kleine Familie in Beirut. Andere Arbeitsmigrantinnen und Migranten aus afrikanischen und asiatischen Ländern haben den Libanon verlassen, der seit einigen Jahren die schwerste Wirtschaftskrise seiner Geschichte erlebt. Vor Beginn der Krise 2019 waren rund 250.000 migrantische Hausangestellte im Land, jetzt sind es geschätzt 100.000 Frauen und Männer.
Beirut schmückte sich einst mit mit dem Namen „Paris des Orients“. Der alte Glanz und Reichtum ist nur mehr zu erahnen. Heute lebt der Großteil der Bevölkerung in Not und Armut. Den Libanesen geht es schlecht und den Flüchtlingen und Migranten noch schlechter. Dabei war schon vor dem jetzigen Niedergang des Landes der Alltag der Arbeitsmigrantinnen und -migranten katastrophal. Verantwortlich ist das so genannte Kafala-System. Es verbindet das Arbeitsvisum mit dem Namen des Arbeitgebers, dem „Kafil“. Sobald die Menschen libanesischen Boden betreten, gilt der Kafil automatisch als Bürge und als juristisch Verantwortlicher. Das Aufenthaltsrecht ist an den Job gebunden.
Das war auch bei Hana so, die ihre Heimat, das von Dürre und Hunger geplagte Äthiopien, vor zehn Jahren verließ, um eine Stelle als Haushälterin anzunehmen. Was sie erwartete war Ausbeutung. „Ich bekam nur alle paar Tage zu essen und kaum Geld. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und bin weggelaufen.“
Kurz ging es bei Hana aufwärts und sie heiratete. „Anfangs waren wir glücklich. Aber mein Mann hatte keine Dokumente, also verließ er mich, um in sein Heimatland zurückzukehren.“ Hana war im achten Monat schwanger. Nur dank ihrer Freunde meisterte sie die folgenden Jahre. Zufällig hörte sie von der Caritas- Schule Beth Aleph in Beirut. „Ich denke, Gott wusste von meiner Not und führte mich zu Beth Aleph. Wenn es die Schule nicht gäbe, müsste meine Tochter mit mir Häuser putzen. Sie könnte nicht lernen, weil ich mir die Gebühren für eine andere Schule nicht leisten könnte“, ist Hana dankbar für die Chance.
Kindern mit Flucht- und Migrationshintergrund bleibt Bildung im Libanon oft verwehrt. Im Vorschul-Projekt Beth Aleph in Beirut bekommen mehr als 100 Kinder aus Syrien sowie den ärmsten Ländern Afrikas und Asiens die Chance, schreiben, lesen und rechnen zu lernen. Außerdem steht hier jeden Tag ein warmes Essen auf dem Tisch und das ist in ihren Familien keine Selbstverständlichkeit. „Jeden Tag frage ich Mariam: Was hast du heute gegessen? Was hast du gelernt?“, sagt Hana. „ Beth Aleph tut so viel für sie, mehr als ich es je könnte.“
Für eine Zukunft ohne Hunger
Die Spendensammlung der Caritas Salzburg im Sommer (Für eine Zukunft ohne Hunger) unterstützt Projekte in Syrien, Ägypten und im Libanon. Eines ist die Schule Beth Aleph im Libanon. Infos: caritas-salzburg.at
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