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Ulan Bator. In Reden und Ansprachen vor Regierungsvertretern, Diplomaten und Vertretern anderer Religionen hob der Papst das gemeinsame Interesse aller Menschen an einer Welt ohne Krieg und Konflikte hervor. Dabei sendete er bei seinem viertägigen Besuch auch freundliche Signale in Richtung China, neben Russland das Nachbarland der Mongolei.
Ohne den russischen Angriff auf die Ukraine zu nennen, sagte er in der Hauptstadt Ulan Bator: „Mögen die dunklen Wolken des Krieges vorüberziehen, mögen sie vom festen Willen einer universalen Geschwisterlichkeit hinweggefegt werden.“ Der Papst rief zur Achtung internationaler Gesetze auf und verlangte Grundrechte für alle Menschen. „Bemühen wir uns gemeinsam darum, eine Zukunft des Friedens zu errichten.“
Bei seiner Rede im Beisein des mongolischen Staatspräsidenten Uchnaagiin Chürelsüch lobte Papst Franziskus die ablehnende Haltung der Mongolei zu Atomwaffen und Todesstrafe, ihre friedliche Außenpolitik und die Religionsfreiheit in dem Land.
Der Schamanismus und der aus dem Buddhismus abgeleitete Respekt für jedes Lebewesen stellten einen wertvollen Beitrag für das Engagement für Klimaschutz dar, sprach er mit Blick auf die in der Mongolei am meisten verbreiteten Religionen.
Die katholische Kirche glaube fest an den Dialog, betonte der Papst bei einem interreligiösen Treffen. „Wir haben einen gemeinsamen Ursprung, der allen die gleiche Würde verleiht, und einen gemeinsamen Weg, den wir nur zusammen gehen können, da wir unter ein und demselben Himmel wohnen, der uns erleuchtet und umhüllt.“
Wenn die Menschheit nur auf irdische Interessen ausgerichtet sei, ruiniere sie am Ende unsere Erde, wie Konflikte, Umweltzerstörung, Verfolgung und die Ablehnung menschlichen Lebens zeigten.
Gleich zu Beginn der Mongolei-Reise des Papstes stand nicht das Ziel, sondern der große Nachbar im Mittelpunkt. Auf seinem Weg in die Mongolei überflog Papst Franziskus einen kleinen Teil chinesischen Luftraums. Wie in solchen Fällen üblich, schickte das katholische Kirchenoberhaupt dem Staatspräsidenten ein Grußtelegramm. Er sicherte Xi Jinping seine Gebete für das Wohlergehen der Nation zu und erbat für alle den „göttlichen Segen von Einheit und Frieden“.
Während das Papst-Flugzeug über chinesisches Territorium fliegen durfte, verbot Peking Katholiken vom Festland die Ausreise Richtung Nachbarland Mongolei. Weder Bischöfe noch Gläubige sollten an Franziskus‘ Besuch teilnehmen.
Auf das Telegramm reagierte China indes positiv. Der konstruktive Dialog mit dem Vatikan solle weitergeführt, das Verständnis verbessert, gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden. Daran arbeitet der Vatikan bereits seit Jahren – auch um die Situation der Katholiken in der Volksrepublik zu verbessern. Bislang mit mäßigem Erfolg, diplomatische Beziehungen gibt es nicht. Mit Zügen, Flugzeugen und falschen Angaben reisten dennoch einige chinesische Katholiken zum Papst in die Mongolei. Um dem Überwachungssystem durch Gesichtserkennung in der Heimat zu entgehen, trugen die meisten der etwa 100 Chinesen Gesichtsmasken und Sonnenbrillen. Lediglich Fahnen machten den Papst auf ihre Anwesenheit aufmerksam.
Er überraschte mit einer direkten Ansprache an die chinesische Bevölkerung. Nach der Sonntagsmesse in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator holte er einen früheren und den aktuellen Bischof von Hongkong an den Altar.
Papst Franziskus hat in der Mongolei den Vorwurf zurückgewiesen, die Kirche betreibe Sozialprojekte aus Eigennutz. Die Sorge für andere sei kein Mittel, um andere auf die eigene Seite zu ziehen, sagte der er bei der Segnung und Eröffnung eines katholischen Sozialzentrums in der Hauptstadt Ulan Bator. „Christen erkennen diejenigen, die in Not sind, und tun das Mögliche, um deren Leiden zu lindern, weil sie darin Jesus sehen“, sagte der Papst beim abschließenden Programmpunkt seines Mongolei-Besuchs. Franziskus hob die Bedeutung freiwilligen Engagements in sozialen Einrichtungen hervor. Auch in hochtechnologisierten Gesellschaften reiche das Sozialversicherungssystem allein nicht aus, um alle Dienstleistungen für die Bürger zu erbringen, sagte er. Der wahre Fortschritt der Nationen bemesse sich an ihrer Fähigkeit, für die Gesundheit, die Bildung und die ganzheitliche Entwicklung der Menschen zu sorgen. kap
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