Salzburg. Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: Seit mehr als 45 Jahren vermitteln die Päpstlichen Missionswerke Patenschaften für Priester aus ärmlichen Verhältnissen. 24.096 junge Männer gingen durch diese Unterstützung den Weg bis zur Priesterweihe, 182 davon wurden Bischöfe, fünf sogar Kardinäle der römisch-katholischen Kirche. „Darauf sind nicht nur wir stolz, sondern auch unsere vielen Priesterpatinnen und -paten“, freut sich Simone Sommer von Missio Österreich. Wer solch eine Patenschaft übernimmt, fördert durch seine Spenden eine Priesterausbildung in Afrika, Asien, Lateinamerika, oder Ozeanien – je nach Wunsch über einen Zeitraum von ein bis vier Jahren.
Eines der positiven Beispiele ist das St. Mary’s Ggaba Priesterseminar im afrikanischen Kampala, der Hauptstadt von Uganda. Es wird seit 1980 von Missio unterstützt und aktuell von mehr als 200 Seminaristen besucht. Warum in seiner Heimat – im Gegensatz zu Europa – noch so viele Menschen Priester werden wollen, erklärte der Rektor des Seminars, Father Lazarus Luyinda, bei seinem jüngsten Salzburg-Besuch: „Ein Nährboden für die vielen Priesterberufungen bei uns sind sicher die starken und kinderreichen Familien, in denen von klein auf viel über Jesus, Religion und den Glauben gesprochen wird. Ich selbst bin als siebtes von zwölf Kindern immer in der Nähe von Gläubigen und geistlichen Vorbildern aufgewachsen.“
Dieses Umfeld beeindruckt auch den Regens des Salzburger Priesterseminars. Ob Afrika oder auch Indien, auf seinen Reisen habe er eine Vielzahl an Menschen getroffen, die trotz ihrer Armut durch den Glauben „einen großen Reichtum im Herzen“ haben, betont Tobias Giglmayr in der Missio-Gesprächsrunde: „Das sind wirklich motivierende Erlebnisse, da sprüht die Freude und der Grund ist der Glaube an Jesus Christus.“ Ein Rezept, das sich theoretisch auch auf unsere Breiten übertragen ließe. „Es liegt an uns, den Glauben positiv zu leben. Es heißt in der Heiligen Schrift: Die Freude an Gott ist unsere Kraft.“
Warum sieht dann die Praxis in Österreich oft anders aus? „Bei uns ist das Umfeld mit immer kleineren Familien und weniger Kindern natürlich nicht optimal. Wenn die christliche Familie fehlt, in der ich den Glauben kennen lerne und auch im Alltag lebe, tut sich ein Mensch schwer, den Beruf zu entdecken“, sagt Giglmayr. „Und wir schauen stets auf den Mangel, auf das, was schief läuft – das verursacht eine stagnierende, depressive Stimmung. Wir sind herausgefordert, noch mehr zu glauben und zu vertrauen. Jesus sagt oft: ,Dein Glaube hat dir geholfen.‘ Wenn wir nicht glauben, sind wir umgekehrt misstrauisch gegenüber Gott.“ Um Berufungen zu fördern, müsse man wieder ein positives Bild von Glaube und Kirche vermitteln. Der Priester müsse mit den Menschen mitleben „und nicht nur kommen, wenn er muss“.
Eine oft gehörte Kritik am Priesternachwuchs in Afrika lautet: Sind die Berufungen ,echt‘, oder wollen die Burschen nur der Armut entfliehen? „Das ist eine berechtigte Frage. Deshalb ist es für uns wichtig, die Priesterstudenten regelmäßig zu interviewen und viele Berufungszeugnisse zu hören“, sagt Missio-Vertreterin Simone Sommer. Father Lazarus Luyinda kennt kritische Fälle und betont daher: „Nicht alle können Priester sein. Von 49 Seminaristen, die dieses Jahr begonnen haben, haben wir noch 35, die anderen sind wieder gegangen.“
Einigkeit herrscht letztlich darüber, dass es nicht „den afrikanischen“ oder „den europäischen“ Priester gibt. „Es gibt nur die eine Kirche – egal wo wir Priester sind!“
Trafen sich in Salzburg zum Expertengespräch: Lazarus Luyinda (l.), Rektor eines Priesterseminars in Uganda, und Tobias Giglmayr, Regens des Salzburger Priesterseminars.
Informationen zu Priesterpatenschaften unter: www.missio.at/spenden
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