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Jerewan. Fast 90.000 Menschen sind bereits aus Berg-Karabach nach Armenien geflohen. Die erste größere Stadt in Armenien, in der die Geflüchteten ankommen, ist Goris. Dort hält sich derzeit auch die Armenologin Jasmin Dum-Tragut auf. Es sei ein stetig gleichbleibender Flüchtlingsstrom, berichtet die Salzburgerin. „Die Menschen verlassen das Land, mit dem, was sie gerade zusammenraffen und in ihre Autos packen konnten. Man sieht Möbel auf Autodächern, die Menschen mit ihrem Hab und Gut, sogar Kühe und Schafe zusammen mit Hausrat auf den Ladeflächen alter Lkw.“ In Goris stünden für die Ankommenden inzwischen Zelte des Roten Kreuzes bereit, nachdem alle sonstigen Unterkünfte schon voll sind.
„Es wird schwierig, Unterkünfte oder gar Häuser für große Familien zu finden.“ Die traumatisierten Menschen ordentlich unterzubringen und zu versorgen, werde das Hauptproblem Armeniens sein. Kinder aus Berg-Karabach sollen bereits in Kürze eingeschult werden. Es sei erstaunlich und bewundernswert zugleich, „wie Armenien diesen Flüchtlingsstrom gut organisiert und alle Herausforderungen bisher mit großer Ruhe bewältigt hat“, so Dum-Tragut.
Besonders tragisch sei die Situation für jene Menschen, die das Rote Kreuz bringt: Die Armenologin kümmert sich auch um die Angekommenen. „Eine Hochbetagte nimmt meine Hand, streichelt meine Wange und fragt mich, wo sie ist. Und wer ich sei. Eine Rotkreuz-Helferin sagt, die alte Frau hätte ihre Familie auf der Flucht verloren, und sie weiß nicht, was mit ihr geschieht. Sie ist dement.“
Auch die Vorarlberger Caritas, die enge Kontakte zur Caritas Armenien pflegt, berichtete von dramatischen Zuständen im Land und dringend nötiger Hilfe.
Der Ostkirchen-Beauftragte des Vatikans Claudio Guegerotti zeigt sich erschüttert von der Massenflucht christlicher Armenier aus Berg-Karabach. Die Präsenz der Armenier, die nun aus der Region im Kaukasus fliehen, sei sehr alt gewesen. kap
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