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Salzburg/Jerusalem. Mit massiven Raketenangriffen auf Israel hat die radikale palästinensische Hamas am vergangenen Wochenende eine neue Gewalteskalation im seit Jahrzehnten schwelenden Nahostkonflikt herbeigeführt. Fast genau 50 Jahre nach Beginn des Jom-Kippur-Krieges wird von zerstörten Häusern, hunderten Toten, tausenden Verletzten und etlichen als Geiseln verschleppten Zivilisten berichtet. Israel („Wir sind im Krieg“) reagierte auf den Großangriff seinerseits mit Bombardements im Gaza-Streifen. Auf beiden Seiten steigen die Opferzahlen unablässig. Es ist ein neues Ausmaß der Gewalt.
„Wir sind mit diesen schlechten Nachrichten aufgewacht und sie stecken uns noch im Hals“, sagt Sami, einer der wenigen, dessen Geschäft in der Altstadt von Jerusalem am Tag nach dem Angriff geöffnet hat, „für eine halbe Stunde, für die Altstadtbewohner“, sagt er. In den 44 Jahren seines Lebens habe er so einen schlimmen Tag noch nicht erlebt. Was heute geschehen sei, sei wie eine weitere „Pandemie für Israel“, nur verstehe das noch keiner.
„Erschüttert“ reagiert in Salzburg auch Elie Rosen auf die wieder aufgeflammte Gewalt. „Niemand hat mit einem terroristischen Angriff dieser Intensität gerechnet, insofern sind die Ängste auf Eskalation des Konflikts gerichtet“, befürchtet der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Überdies sei es kaum zu ertragen, auf welche Art und Weise dieser Terror von bestimmten Seiten gefeiert werde.
„Israelis wurden und werden gerade mit den brutalsten Methoden gefoltert und das wird gefeiert“, erklärt Rosen entsetzt. Er begrüßt den Schritt von Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg, als Reaktion 19 Millionen Euro an Geldern für die Palästinenser „einzufrieren“, es brauche jedoch weitere Maßnahmen auf europäischer Ebene. Diese folgten zu Wochenbeginn. Auch die EU setzte alle Zahlungen an die Palästinenser aus.
Und wie geht es der jüdischen Gemeinde in Salzburg? „Die Betroffenheit ist deutlich wahrnehmbar. Israel ist für 99 Prozent der Juden in der Diaspora eine Rückversicherung. In Zeiten des steigenden Antisemitismus haben viele Juden im Hinterkopf, dass Israel eine Heimstatt für sie sein kann. Wenn diese angegriffen wird, dann wird das Sicherheitsgefühl angegriffen. Wir haben jetzt sämtliche Veranstaltungen nicht religiöser Art abgesagt – lieber einen Schritt vorsichtiger, als dass wir uns nachher Vorwürfe machen müssen“, sagt Elie Rosen.
Erzbischof Franz Lackner, aktuell als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz bei der Weltsynode in Rom, richtete sich mit einem Solidaritätsschreiben direkt an die jüdische Gemeinde in Salzburg:
„Es ist kaum möglich, die Gefühle über die Schrecken in Worte zu fassen. Es ist ein abscheulicher, barbarischer Akt des Terrors, der nicht nur den Staat Israel trifft, sondern jüdisches Leben auf der ganzen Welt. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle versichern, dass wir als Kirche mit voller Solidarität an Ihrer Seite sind. Das Heilige Land Eretz Israel ist die Wiege der Offenbarung Gottes gegenüber dem Menschen. In seinem Namen wünschen wir in unseren Liturgien einander den Frieden. Dieser Friede möge in Israel erneut einziehen, damit künftige Generationen eine sichere Heimat haben werden, in der sie ohne Angst vor Terror, Krieg und Morden leben können. Darum wollen wir Gott bitten und um seinen Segen über alle, die für den Frieden arbeiten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Herr Präsident, und allen jüdischen Gläubigen in Salzburg und auf der ganzen Welt herzlich: Schalom!“ (Frieden!)
Elie Rosen, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg, und Erzbischof Franz Lackner (l.)
aho/tom/kap
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