Sicher balanciert Amita Goledas Tablett mit der Suppenschale durch die Menschenmenge im Salzburger Kapitelsaal. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Tourismusschule Klessheim ist sie beim Benefiz-Suppenessen der Katholischen Frauenbewegung (kfb) für die Bewirtung zuständig.
Nepal und Projekte zur Stärkung von Frauen und Klimagerechtigkeit stehen heuer im Mittelpunkt der kfb-Aktion Familienfasttag. „Ich war sehr überrascht, dass sich die Menschen in Salzburg für Nepal interessieren. Das freut mich und ich bin dankbar“, sagt Amita Gole.
Sie lebt und studiert in Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal. Von hier startete im Herbst ihre Reise nach Salzburg, um den Lehrgang „International Tourism and Hotel Management“ zu absolvieren. Viel Ahnung von Österreich oder gar Salzburg hatte sie nicht. „Ich wusste, Österreich ist ein Land im Herzen von Europa, mehr nicht. Doch ich wollte mich unbedingt auf dieses Abenteuer einlassen und neue Erfahrungen machen.“
Selbstverständlich sei es in ihrer Heimat nicht, dass eine junge Frau alleine ihren Weg gehen kann. „Oft ist es noch schwer für Frauen.“ Wie unabhängig jemand sein Leben gestalten könne, hänge sehr von den Familien ab. „Meine Eltern sind offen und Gleichberechtigung ist ihnen wichtig. Sie haben mich nie gestoppt. Besorgt waren sie trotzdem, als ich ihnen von meinen Plänen erzählte“, erinnert sich die 25-Jährige zurück, die als jüngste unter fünf Geschwistern aufgewachsen ist. „Letztlich haben mich alle sehr unterstützt. Tränen am Flughafen gab es aber schon.“
In Nepal ist überall Musik,es ist laut und bunt. In Salzburg leben die Menschen zurückgezogener. Ich bin aber gerne hier.
In Salzburg hat sie sich seit Oktober gut eingelebt. „Neben dem Fachunterricht lernen wir Deutsch. Einiges verstehe ich schon“, berichtet Amita Gole. Die Unterschiede zwischen Salzburg und Nepal macht sie an einem Beispiel fest: „In Nepal ist überall Musik, es ist laut und bunt. Ständig ist ein Festival oder eine andere Aktivität und vieles spielt sich auf den Straßen ab. In Salzburg leben die Menschen zurückgezogener. Das merke ich, wenn ich im Bus oder Zug bin. Die Leute sprechen nicht miteinander, wenn sie sich nicht kennen. Bei mir daheim redet jeder mit jedem.“
Noch nicht ganz so weit wie Salzburg sieht sie Nepal was das Bewusstsein für die Klimakrise angeht. „Es ändert sich gerade. Die Menschen merken ja die Auswirkungen.“ Die Projekte der kfb zur Stärkung der Kleinbäuerinnen findet die Tourismus-Schülerin bemerkenswert. „Gerade in den Dörfern ist das Leben der Frauen hart. Meine Mutter kommt vom Land und kennt die Feldarbeit. Sie hat auf einem kleinen Stück Land, Tomaten, Zwiebeln und anderes Gemüse angebaut und damit die Familie versorgt.“
Gut gerüstet mit dem Handwerkszeug aus ihrem Auslandsjahr kehrt Amita Gole im Oktober nach Kathmandu zurück. „Mein Traum ist es, ein eigenes Restaurant zu eröffnen.“ Wertvolle Tipps dafür kann sie sich im Sommer an einer der besten Adressen in der Mozartstadt holen. „Ich mache im Sommer ein Praktikum im Sacher.“
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