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Vatikanstadt. Was man sagt und wie das Gesagte von anderen Menschen interpretiert wird – daran scheiden sich oft die Geister. Das musste nun auch Papst Franziskus nach der Veröffentlichung eines Interview-Ausschnitts zur Kenntnis nehmen. Zitiert wurde der Pontifex zum Ukraine-Krieg mit den Worten: „Ich denke, dass der stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut zur weißen Fahne hat, zu Verhandlungen.“ Kritiker wie Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Schewtschuk und der ukrainische Präsident Selenskyj sahen darin eine Aufforderung zur Kapitulation der Ukraine sowie eine Einmischung „aus zweieinhalbtausend Kilometern“ Entfernung.
Vatikan-Sprecher Matteo Bruni war danach um Aufklärung bemüht. Papst Franziskus habe mit seinen Worten zur Ukraine „vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben wollte“. Sinn der Aussage sei, dass Franziskus sich eine „diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden“ wünsche, so Bruni.
Auch der Apostolische Nuntius in Kiew, Erzbischof Kulbokas, betonte, das Bild der „weißen Fahne“ stehe für Verhandlungen, nicht für Kapitulation. Der Diplomat führte aus, dass mögliche Verhandlungen auch in der ukrainischen Politik und Gesellschaft diskutiert würden. Es werde gefragt: „Sterben mehr Menschen, wenn wir uns dem Unterdrücker entgegenstellen oder wenn wir zu einer Übereinkunft kommen? Und was für eine Übereinkunft wäre das? Eine Unterwerfung darf es nicht sein.“ Der Dialog gehöre zum Auftrag des Heiligen Stuhls. „Wir laden ein zur Öffnung und zum Dialog unter den Völkern, diesen Aspekt wollte der Papst unterstreichen“, so Kulbokas.
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