Aktuelles E-Paper
Vatikanstadt. Die katholische Kirche hat am Montag zur Verteidigung der „von Gott gegebenen Menschenwürde“ gegen aktuelle Bedrohungen aufgerufen. Im Dokument „Dignitas infinita“ (Unendliche Würde) nimmt die vatikanische Glaubensbehörde Stellung zu altbekannten und neuen Themen: Grundlegend abgelehnt werden etwa Leihmutterschaft, Abtreibung und Sterbehilfe. Ein Nein gibt es auch zur Geschlechtsumwandlung, außer zur medizinischen Behebung von Anomalien.
Staaten und Regierungen werden dazu aufgerufen, die Menschenwürde nicht nur zu schützen, sondern auch die dafür notwendigen Bedingungen zu gewährleisten. Verstöße gegen die Menschenwürde seien aus Sicht der katholischen Kirche: Ausbeutung, Todesstrafe, Krieg, Umweltzerstörung, Armut, ungerechte Güterverteilung sowie auch die Leiden durch Migration und Menschenhandel. Auch der sexuelle Missbrauch wird – nicht zuletzt als Problematik der Kirche selbst – angesprochen.
Besondere Aufmerksamkeit widmet das Dokument der Gewalt gegen Frauen sowie der mangelnden Rechtsgleichheit, darunter ungleiche Entlohnung und Berufsaussichten, sexuelle Ausbeutung und der Zwang zur Abtreibung, aber auch den vielen Frauenmorden. Kritisch äußert sich der Text gegenüber einem Bestreben der Gender-Theorie, die Existenz der biologischen Geschlechter zu leugnen.
Der 25-seitigen Erklärung waren fünf Jahre Vorarbeit vorausgegangen. Autor ist die zentrale Institution für die Bewahrung und Weiterentwicklung katholischer Dogmen, das Dikasterium für die Glaubenslehre im Vatikan unter Kardinal Victor Fernandez (siehe Bild) – mit dem Hinweis der ausdrücklichen Genehmigung von Papst Franziskus. kap
„Die Würde der Person gilt immer und überall“
Erzbischof Franz Lackner begrüßt in einer ersten Stellungnahme, dass die Kirche mit „Dignitas infinita“ erneut das Wort für die Würde und Rechte aller Menschen ergreift. Die unendliche Würde der Person, die von keiner anderen menschlichen Instanz verliehen oder genommen werden kann und darf, gelte ausnahmslos für alle Menschen, immer und überall – jene, die glauben; jene, die nicht glauben; alle Geschlechter, alle Altersstufen, Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Geborene und Ungeborene.
„Die Kirche stellt klar, dass aus eben jenem Personenverständnis heraus menschliches Leben und Lebensweise vor Ideologisierungen geschützt werden müssen. Weiterhin wird die Kirche die Würde des Menschen im gesellschaftlichen Kontext bedingungslos verteidigen. Sie tut dies mit einer Klarheit, die nicht immer auf Verständnis und Einigkeit mit manchen Sichtweisen heutiger Zeit stoßen kann. Nicht alle Standpunkte werden gerne gehört; die Stimme der Kirche ist auch mahnend, ruft zum Innehalten auf. Jedoch ist sie klar eine Stimme für den Menschen, für seine Würde und Rechte, und damit für die Menschlichkeit“, betont Erzbischof Lackner.
Aktuelles E-Paper