Christi Himmelfahrt fällt heuer mit dem Europatag für Frieden und Einheit zusammen. Am 9. Mai 1950 stellte der damalige französische Außenminister Robert Schuman seine Idee für eine vertiefte verbindliche Zusammenarbeit der europäischen Staaten vor. Die von ihm angedachte starke Verflechtung und Partnerschaft sollte künftige Kriege zwischen den europäischen Völkern ein für alle Mal vermeiden. Die Entwicklung in Folge dieser „Schuman Erklärung“ hört sich heute für uns so logisch und nachvollziehbar an, dass wir uns die Diskussionen, die Konflikte und sicher auch das gegenseitige Misstrauen, gar nicht mehr vorstellen können.
Heute ist viel davon zu lesen, dass die Erfolgsgeschichte der europäischen Integration gefährdet sei, dass durch das Erstarken von Parteien aus dem rechtspopulistischen und rechtsextremen Spektrum das notwendige Finden von Kompromissen und die Entwicklung einer gemeinsamen Zukunftsvision noch viel schwieriger werden.
Es waren die Zuversicht, die Hoffnung und das Vertrauen, das die damals agierenden Personen – die Väter und Mütter der europäischen Einigung – antrieben, eine bis dahin unvorstellbare Idee umzusetzen. Bei vielen der Akteure handelte es sich um fest im Glauben verwurzelte Katholikinnen und Katholiken, oft engagiert in den verschiedenen Formen der Katholischen Aktion. So fanden der französische Außenminis-ter Robert Schuman, der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, der italienische Ministerpräsident de Gasperi und viele weitere auch im gemeinsamen Glauben eine Basis, die dabei half die nationalen Interessen unter einen Hut zu bringen und das nötige Vertrauen aufzubauen.
Kirche soll am Wiederaufblühen Europas mitwirken.
Die Herausforderungen, vor denen Europa heute steht, sind groß: Kriege in unmittelbarer Nähe der EU-Außengrenzen, Klimakrise, eine schwächelnde Wirtschaft und Fluchtbewegungen nach Europa. In seiner Rede „Mein Traum von Europa“ verknüpft Papst Franziskus die Mission der Kirche mit der europäischen Idee, wenn er sagt: „Am Wiederaufblühen eines zwar müden, aber immer noch an Energien und Kapazitäten reichen Europas kann und soll die Kirche mitwirken. Ihre Aufgabe fällt mit ihrer Mission zusammen, der Verkündigung des Evangeliums.“
Fast genau einen Monat vor den Wahlen zum EU-Parlament (6. bis 9. Juni) sind gerade Christinnen und Christen aufgefordert hoffnungsvoll in die Zukunft zu gehen und an diesem Friedensprojekt mitzuarbeiten.
So wie es der 2012 verstorbene Kardinal Martini in seinem „Gebet für Europa“ formuliert hat: „Gib uns, dass wir voll Vertrauen unsere Aufgabe annehmen, jenes Bündnis zwischen den Völkern zu unterstützen und zu fördern, durch das allen Kontinenten zuteilwerden soll die Gerechtigkeit und das Brot, die Freiheit und der Frieden.“
Veranstaltungstipp bei der Langen Nacht der Kirchen (Fr., 7. Juni, 19 Uhr, Salzburger Kapitelsaal): Europa von morgen denken – ein Gesprächsabend. Infos unter: langenachtderkirchen.at
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