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RB: Sie sind seit mehr als 50 Jahren im Kongo. Wie hat sich die Gesellschaft entwickelt?
P. Peter Laschan: Während dieser Zeit hat sich natürlich viel geändert – vor allem das Schulsystem. Ich denke, dass Volksschulbildung ein Menschenrecht ist. Die Menschen müssen lesen können, damit sie nicht beschwindelt werden und wissen, was sie unterschreiben. Dass die Volksschule mittlerweile gratis ist, ist eine große Errungenschaft. Gut die Hälfte der Kinder bei uns besucht weiterbildende Schulen und strebt Berufe als Lehrende, Staatsbeamte oder im Gesundheitswesen an. Das ist eine tolle Entwicklung.
RB: Der Staat kommt für die Gehälter der Lehrenden auf. Bei der Erhaltung der Gebäude sind die Dörfer auf sich gestellt. Wie ist der Zustand der Schulen in Mondombe?
P. Peter Laschan: Hier am Äquator, im Herzen Afrikas, ist es heiß. Und es regnet viel. Dann hält das Blätterdach nicht dicht. Bei Starkregen fällt deswegen die Schule aus. Mit Sei So Frei habe ich daher angefangen, Volksschulen mit Wellblech decken zu lassen. Tischler vor Ort zimmern Bänke, Tische, Schultafeln und erneuern die Fenster. Das kostet umgerechnet nicht viel, hat aber große Wirkung. Denn mit Bildung und Schule fängt alles an.
RB: Was ist in Ihrem Wirken als Missionar noch wichtig?
P. Laschan: Es gibt hier ein Sprichwort: „Der Vater kommt von der Jagd zurück und der Hunger hat ein Ende.“ So werde ich in den 20 verstreuten Dörfern, die ich alle zwei bis drei Monate besuche, freudig begrüßt. Die Seelsorge, das Zuhören, das Organisieren und das Netzwerken sind jene Themen, die den Menschen – und mir – am wichtigsten sind.
RB: Können Sie uns den Alltag auf Ihrer Pfarrstation beschreiben?
P. Laschan: Wir haben eine Kirche ein Gesundheitszentrum, eine Werkstatt und seit zwei Jahren einen Markt, auf dem die Leute jeden Tag Gemüse, Hühner und Fisch verkaufen können. Es gibt neben Lehrerinnen und Krankenpflegern nur wenige Menschen mit einem geregelten Einkommen, deshalb ist der Markt so wichtig. Als Pfarrer bin ich allein, wenngleich auf der Station noch zwei Arbeiter, ein Koch und zwei Mechaniker beschäftigt sind. Alle Menschen können in die Werkstatt kommen, wenn etwas kaputt ist und unsere Mechaniker helfen aus. Strom haben wir keinen, unser Kühlschrank und Aggregat laufen mit Petroleum wie vor 50 Jahren.
Solange mich Gott braucht und ich gesund bin, bleibe ich im Kongo.
RB: Sie feierten vor kurzem Ihren 80. Geburtstag. Denken Sie manchmal ans „Aufhören“ als Missionar?
P. Laschan: Ich bin nun 80 und mit einem Münchner der letzte Herz-Jesu-Missionar im Kongo. Wenn ich Pflege bräuchte, würde ich heim nach Österreich fahren. Doch momentan fühle ich mich noch rüstig. Solang mich Gott braucht und ich gesund bin, bleibe ich in Mondombe.
Wissenswert
P. Peter Laschan MSC ist 1944 in Kitzbühel geboren. 1963 schloss er sich den Herz-Jesu-Missionaren an und studierte Theologie und Philosophie. Seit 1970 ist er als Missionar in der Dem. Republik Kongo.
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