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Freiheit, Demokratie, Chancen und Rechte für Frauen – „das ist, als wären wir in die Zukunft gereist“, sagt Hainour Khalaf, die Österreich und vor allem Zell am See mittlerweile Heimat nennt. Vor neun Jahren ist die Syrerin mit ihren drei Töchtern und ihrem Mann nach Österreich geflüchtet.
Heute arbeitet Hainour als Integrationsberaterin bei der Diakonie und ihr Mann im Caritas Dorf St. Anton als Behindertenbetreuer. „Einen Job zu finden schien unmöglich. Aber ich habe in Syrien nicht aufgegeben und in Salzburg nicht“, erklärt die ausgebildete Anwältin. Sie erzählt, dass es als Kurdin auch vor dem Krieg schwierig gewesen sei. „Staatliche Behörden und Unternehmen dürfen in Syrien keine Kurden anstellen.“ Doch der Krieg habe noch einmal alles verändert. „Es war die Hölle. Wir haben die Wohnung verloren, mein Mann war verletzt, meine kleine Tochter gerade fünf Monate alt. Wir flüchteten übers Mittelmeer. Es war schrecklich. Wir konnten alle nicht schwimmen, ich hatte solche Angst.“
Einen Teil der Hilfe, die ich bekommen habe, kann ich nun weitergeben.
In Österreich etwas aufzubauen sei nicht einfach gewesen. „Aber es war immer Hoffnung da und ich habe viele wunderbare Menschen kennen gelernt, die Freundinnen wurden. Die Kinder lernten sehr schnell Deutsch.“ Ihre jetzige Arbeit als Integrationsberation erfülle sie. „Ich kann die Hilfe, die ich einst bekommen habe, nun weitergeben.“
Für Caritas-Direktor Johannes Dines ist Hainour Khalaf ein wunderbares Beispiel für Integration in Öster-reich. Er erinnert jedoch gleichzeitig daran, dass die Unterstützung der Menschen vor Ort in Syrien weitergehen muss. „Die Situation ist weiterhin dramatisch.“ Mit ihrem neuen Projekt KAMEH setzt die Caritas auf Landwirtschaft, die vor dem Krieg der wichtigste und größte Wirtschaftszweig des Landes war. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Doch ein Anfang ist gesetzt, mehr als 1.200 Kleinbauern profitieren bereits vom Caritas-Programm, das vertrocknete Erde wieder fruchtbar machen und Menschen wie Mariam stärken möchte. Ihr einziger Besitz sind Olivenbäume. Was ihr fehlte, war das Wissen wie sie zur Einnahmequelle werden können. Die KAMEH-Schulungen haben ihr diesen Weg aufgezeigt: „Ich kenne jetzt alle Schädlinge und weiß, wie ich sie bekämpfen kann. Das Projekt hat so viel für mich und für die Menschen im Dorf verbessert. Wir haben gelernt wie wichtig die Zusammenarbeit untereinander ist, damit wir die bestmögliche Ernte erreichen können“, sagt Mariam.
Bei den Kursen kommt es immer wieder zu berührenden Momenten wie Caritas-Mitarbeiterin Zina aus Hama berichtet: „Die Menschen essen bei uns auch. Ein Mann fing an zu weinen und sagte: Ich möchte es für meine Kinder mitnehmen. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal eine richtige Mahlzeit hatten.“
Tipp: Syrien, Ägypten und Libanon sind die Schwerpunkte der Caritas-Auslandshilfe. Infos zu den Projekten und Spendenmöglichkeit: caritas-salzburg.at
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