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Auf den ersten beiden Stationen besuchte Papst Franziskus Länder, die unterschiedlicher kaum sein könnten. In Indonesien, dem bevölkerungsmäßig größten muslimischen Land der Erde, nahmen die Menschen nur partiell Anteil am Besuch des höchsten Kirchenvertreters, wohingegen im überwiegend christlichen Papua-Neuguinea ein Großteil der Hauptstadt auf den Beinen und in Freude über den Gast aus Rom zu sein schien. Immerhin lag dort der letzte Papstbesuch von Johannes Paul II. knapp 30 Jahre zurück.
In der indonesischen Metropole Jakarta traf Papst Franziskus zunächst geflüchtete und obdachlose Menschen vom Rande der Gesellschaft, darunter Waisenkinder, die von Schwestern des Dominikanerordens aufgezogen werden. Später sprach er sich vor rund 300 Verantwortlichen aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft für mehr Dialog unter den Religionen und gegen jede Form von Extremismus und Intoleranz in dem Vielvölkerstaat aus. Das gelte auch für die christliche Glaubensverkündung. Bei einer Begegnung mit Geistlichen, Ordensfrauen und Katecheten sagte Franziskus: „Das Evangelium zu verkünden bedeutet nicht, den eigenen Glauben aufzudrängen oder ihn dem anderen entgegenzusetzen, zu bekehren, sondern die Freude an der Begegnung mit Christus weiterzugeben und zu teilen.“ Dies solle „immer mit großem Respekt und geschwisterlicher Zuneigung für alle“ geschehen.
Als „vielsagendes Zeichen“ für ein harmonisches Zusammenleben der Religionen lobte der Papst den unterirdischen „Tunnel der Freundschaft“, der die Istiqlal-Moschee und die katholische Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale in Jakarta verbindet. Franziskus ermutigte die Menschen: Während jeder seine eigene Religion praktiziere, sollten alle gemeinsam auf der Suche nach Gott unterwegs sein und zum Aufbau offener Gesellschaften mit Respekt und Liebe beitragen.
Nicht nur geografisch befindet sich Papua-Neuguinea am Rand der Gesellschaft. Die Menschen sind arm, die Infrastruktur ist wenig entwickelt, Naturkatastrophen und Gewalt zwischen verschiedenen Stämmen häufig. Franziskus predigte hier vor allem für mehr soziale Gerechtigkeit und gegen die rücksichtslose Ausbeutung von Menschen und Rohstoffen. Er wolle die Menschen, vor allem die zahlreichen Kinder und Jugendlichen, ermutigen. Der Heilige Vater sprach hier sowohl in einem großen Stadion in der Hauptstadt Port Moresby als auch im entlegenen Dschungelort Vanimo, ehe er nach Osttimor weiterreiste.
reisesplitter
Predigt in Indonesien: Beim Gottesdienst mit mehreren zehntausend Gläubigen im Nationalstadion in Jakarta hat Papst Franziskus die Christen in Indonesien zum Frieden und zum Dialog aufgerufen. Davon solle man sich auch von Rückschlägen nicht aufhalten lassen. „Denk daran: Auch wenn du nichts ernten solltest, werde nicht müde zu säen“, zitierte er die heilige Mutter Teresa von Kalkutta.
Rede in Papua-Neuguinea: Auch auf der zweiten Station seiner Reise forderte Franziskus „Frieden und Gerechtigkeit“ ein. Der Reichtum an Boden- und Meeresressourcen des pazifischen Inselstaats sei „von Gott für die ganze Gesellschaft bestimmt“. Die Bevölkerung müsse bei der Verteilung der Erlöse, die internationale Konzerne mit den Bodenschätzen erzielten, angemessen berücksichtigt werden.
Die viele Opfer fordernde Gewalt zwischen den Stämmen müsse enden. Zudem forderte Franziskus „mehr Respekt für Frauen“, die in Papua-Neuguinea unter patriarchalen Strukturen und damit verbundener Gewalt und Diskrimierung leiden (inklusive Vergewaltigungen, Zwangsehen und Hexenverfolgung).
Rede in Osttimor: Der Papst gratulierte dem früher von Indonesien besetzten, zu 97 Prozent katholischen Pazifikstaat zu seiner Unabhängigkeit und konstatierte „eine Morgendämmerung des Friedens und der Freiheit“. Dazu gehöre auch die Versöhnung mit den Menschen im überwiegend muslimischen Nachbarland Indonesien.
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