Aktuelles E-Paper
Weltkirche hautnah. Für gut eine Woche war das das Motto der Gruppen aus der Erzdiözese und ihrer Partnerdiözesen bei einer Begegnung auf bolivianischem Boden. „Bisher gab es solche Treffen lediglich in Salzburg“, sagt Weltkirche-Referent Markus Roßkopf. Er ist in Salzburg der Dreh- und Angelpunkt, dass die Partnerschaft (1968 geschlossen) mit Daegu in Südkorea, Bokunku-Ikela in der Dem. Republik Kongo und San Ignacio lebendig bleiben.
Die Verbundenheit zwischen den vier Ortskirchen zu stärken war in Bolivien das vorrangige Ziel. „Das ist uns gelungen“, bilanziert Roßkopf. Nicht zu kurz gekommen ist dabei das Entdecken der Kultur, der Geschichte und der Natur in der Chiquitania, wie die Region, in der die Partnerdiözese San Ignacio liegt, genannt wird. Diesen „Reichtum“ bei den gleichzeitig oft einfachen Lebensbedingungen betont auch Christa Rohrer-Fuchsberger, Mitglied der fünfköpfigen Salzburg-Delegation. Und sie findet noch weitere Worte, um die zurückliegenden Tage zu beschreiben: Herzlichkeit, Offenheit, Menschlichkeit. Besonders sei die Gemeinschaft in der internationalen Reisegruppe gewesen: fünf Bischöfe, der Salzburger Generalvikar, Priester aus allen Diözesen aber genauso die Leiterin der Frauenbewegung in Bokungu-Ikela oder eine Vertreterin der Jungen Kirche in Salzburg.
„Dieses Beisammensein wirkt noch stark nach“, so Rohrer-Fuchsberger. Als Zeichen der Wertschätzung ortet es Roßkopf, dass der Nuntius in Bolivien, also der Vertreter des Papstes, die Gruppe die ganze Zeit über begleitet hat.
Unterschiede zwischen den Diözesen gibt es viele – angefangen bei Landschaft, Fläche und Bevölkerungsdichte, Anzahl der Pfarren und Priester bis zu den pastoralen Herausforderungen. „Was uns eint ist der Glaube und die Frage, wie wir diesen Glauben weitergeben möchten“, erklärt Markus Roßkopf. In Bolivien hielten die indigenen Gemeinschaften nach der Ausweisung der Jesuiten aus Lateinamerika (1767) am Glauben fest und pflegten das kirchliche Leben. Heute kommt den „líderes religiosos“, den Gemeindeleitern, eine wichtige Rolle zu. In San Ignacio gibt es 25 Pfarren und rund 250 Gemeinden, die von rund 30 Priestern betreut werden.
Bei der aktuellen Reise durch die Diözese haben die Teilnehmenden nicht nur ihre Weite erfahren. Sie machten Halt bei den so genannten Jesuitenmissionen. 1991 ernannte die UNESCO sechs von ihnen zum Weltkulturerbe, vier liegen im Gebiet der Partnerdiözese: Santa Ana, San Miguel, San Rafael und San José de Chiquitos. In diesen Missionskirchen verschmilzt barocke christliche Architektur mit indigenen Einflüssen.
Die Spuren der Jesuiten zeigen sich noch anderswo. Musik war einst eine der Säulen in den Missionen. Die Pater brachten Werke europäischer Barock-Komponisten in die Reduktionen und schufen eigene Stücke. Heute ist diese Musik bei Gottesdiensten und Konzerten präsent. Das hat die passionierte Musikerin Chris-ta Rohrer-Fuchsberger sehr berührt. „Beinahe jedes Dorf hat ein Orchester. Kunst und Kultur haben einen hohen Stellenwert. Schon die Kleinsten dürfen ein Instrument (oft Geige) lernen. Für Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen kann das die Rettung sein. Sie verbringen so ihre Freizeit in einem geschützten Raum.“ Live miterlebt haben die Salzburger die Prozession zu „Maria Lichtmess“. „Der Einzug war etwas unkoordiniert. Doch das Schönste war dann, dass bei den Liedern alle kräftig mitgesungen haben. Schülerinnen haben das Gloria tänzerisch interpretiert.“
Die Schülerinnen, die solchen Eindruck hinterlassen haben, kommen aus der katholischen Schule Granja Hogar. Der Bereich Bildung war neben den Pfarren und dem Kennenlernen der Diözese ein weiterer Besuchs-Schwerpunkt. Für Rohrer-Fuchsberger, die in der Erzdiözese Salzburg für Katholische Privatschulen zuständig ist, brachte diese Visite ein Déjà-vu. „Ich bin ja Absolventin der Modeschule Hallein. Als wir die Schneiderwerkstatt in Granja Hogar besichtigten, musste ich natürlich daran denken.“ In den Gesprächen kamen dann die Unterschiede der Bildungssysteme zutage: „So sind die Lehrer in den Ferien nicht angestellt. Manche schauen, dass sie als Straßenverkäufer etwas verdienen können.“ Bildung ist oft noch ein Privileg. Das machten Wortmeldungen der jungen Leute selbst deutlich. „Sie fragen sich, ob sie den Abschluss schaffen. Schulabbrüche sind nicht selten. Sie müssen sich Jobs suchen, um ihre Familien zu unterstützen.“
Trotz aller Sorgen sei die Stimmung herzlich gewesen, speziell als Christa Rohrer-Fuchsberger Grüße aus Salzburg verteilte. Eine Spanisch-Klasse des Privatgymnasiums Borromäum hat Briefe an die Jugendlichen geschrieben. Ein erster Kontakt sei gelegt. „Es würde mich freuen, wenn sich daraus so etwas wie eine Schulpartnerschaft entwickelt. Ich bin mir sicher, wir können viel voneinander lernen.“
Aktuelles E-Paper