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Warum gerade die katholische Privatschule „Salvatorian Sister‘ School“ vom israelischen Bildungsministerium 2024 zur besten Schule Israels gewählt wurde? „Wegen der guten fachlichen Ausbildung und der christlichen Werte“, erklärt Direktor Awni Bathish. Es gibt besondere Angebote für Schüler mit spezifischen Bedürfnissen wie Lernstörungen, Lernbehinderungen oder Autismus. Dadurch werden vorzeitige Schulabbrüche fast zur Gänze vermieden. 87 Prozent machen die Matura, mehr als die Hälfte beginnt ein Studium. Es wird auch viel Sport angeboten. Von den 135 Lehrenden sind ein Großteil Christen. Damit ist die Schule ein wichtiger Arbeitgeber in Nazareth.
Mehr als 1.400 Kinder und Jugendliche besuchen die Schule, vom Kindergarten bis zur Matura. Die meisten sind Christen verschiedener Konfessionen, es gibt aber auch einige Muslime. Unterrichtssprachen sind Arabisch, Hebräisch und Englisch. Betreiber ist der Orden der Salvatorianerinnen. Dieser ist seit Ende der 1950er-Jahre im Heiligen Land aktiv, 1960 wurde mit dem Bau der Schule in Nazareth begonnen. Sr. Klara Berchthold ist von Anfang an mit dabei. Derzeit leben dort fünf Schwestern. Die kleine Gemeinschaft ist bunt gemischt, zwei Schwestern kommen aus Indien, eine aus Polen, eine aus Deutschland (Sr. Klara), eine aus Österreich (Sr. Mirjam).
Im Laufe der Zeit wurde die Schule immer wieder erweitert. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie arm wir 1960 begonnen haben“, sagt Sr. Klara. Sie hat längst die Leitung an Sr. Mirjam weitergegeben und wirkt dennoch als guter Geist an der Schule.
Ebenso unermüdlich setzt sich Direktor Bathish für seine Schützlinge ein. Zugleich warnt er vor dem dramatischen Rückgang der christlichen Präsenz im Heiligen Land. In Nazareth leben noch rund 19.800 Christen, berichtet er. Es würden immer weniger. Das habe nicht nur mit der wirtschaftlichen und politischen Situation zu tun, sondern auch mit der arabischen Mafia. Fast täglich gibt es Morde, die arabischen Geschäftsinhaber müssten Schutzgeld bezahlen. Die Schule konnte sich bisher dem Einfluss der Mafia entziehen. Für die christlichen Familien gilt dies freilich nicht in gleichem Maße. Allein seit September 2024 haben zwölf christliche Familien wegen der Kriminalität Nazareth Richtung Westen verlassen.
Zu schaffen macht der Bildungseinrichtung ebenso, dass sie als katholische Schule in Israel nicht in gleichem Maße finanziell unterstützt wird wie etwa jüdische orthodoxe Schulen. Gegen diese Ungerechtigkeit haben die kirchlichen Schulen in den vergangenen Jahren mehrmals scharf protestiert. Das hat auch schon so manche Drohung eingebracht.
Entmutigen lassen will er sich davon aber nicht. Derzeit liegt der Konflikt um die gerechte Schulfinanzierung beim israelischen Höchstgericht. Der Ausgang des Verfahrens ist ungewiss. Wohin geht die Reise für die Christen? „Eine Minderheit verteidigt sich durch Bildung“, sagt der Direktor: „Das ist unsere Versicherung für die Zukunft.“ Und deshalb wird er sich auch weiterhin mit allen Kräften für seine Schule einsetzen. Georg Pulling/pip
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