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Vatikan/Salzburg. In seiner Predigt ging Franziskus auf Benedikts Gottvertrauen ein, auf seine Hingabe im Gebet und Liebe zum Evangelium. Er erinnerte zudem an die Mühen des Papsttums, die schwierigen Aufgaben, denen sich ein Hirte stellen müsse – „zwischen Kreuzungspunkten und Widersprüchen“. Gottvertrauen aber bringe die Sanftmut hervor, „die fähig ist zu verstehen, anzunehmen, zu hoffen und alles zu wagen“. Es lasse den Hirten verstehen, was zu tun sei, und passe sein Herz und seine Entscheidungen den Zeiten Gottes an.
Franziskus hob zudem „die ermüdende Last“ hervor, die auf den Schultern desjenigen liege, der für andere eintrete. Er sprach auch von der „Zermürbung der Salbung“ eines kirchlichen Hirten, „vor allem dort, wo das Gute zu kämpfen hat und die Brüder und Schwestern in ihrer Würde bedroht werden“. Schließlich erwähnte er die Rolle der Katholikinnen und Katholiken, die einem Papst anvertraut seien. Franziskus rief die Gläubigen dazu auf, Benedikt mit Dankbarkeit und Hoffnung noch einmal jene Liebe zu erweisen, die nicht vergehe. „Wir wollen dies mit derselben Salbung und Weisheit, mit demselben Feingefühl und derselben Hingabe tun, die er uns im Laufe der Jahre zu schenken wusste.“
Mehr als 50.000 Menschen nahmen auf dem Petersplatz an der Trauerfeier teil. Rund eine halbe Stunde vor Beginn des Requiems wurde der verschlossene Holzsarg mit dem Leichnam des emeritierten Papstes von zwölf Trägern auf den Vorplatz des Petersdoms (Sagrato) gebracht. Der langjährige Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, legte ein Evangelienbuch auf den Holzsarg. Danach beteten die Menschen den Rosenkranz.
Papst Franziskus stand der anschließenden Trauerfeier vor, zelebrierte aber nicht selbst. Das übernahm der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re. Das Requiem endete mit einem letzten Gruß von Papst Franziskus. Stehend segnete er den Sarg von Benedikt XVI. mit einem Kreuzzeichen, legte dann die Hand darauf und verharrte eine Weile mit gesenktem Kopf.
Unter den zahreichen Bischöfen bei der Totenmesse war Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz. Nach dem Requiem erklärte er, dass er für Benedikt XVI. „eine stille Freude in der Trauer“ empfinde. Papst Franziskus habe mit seinem letzten Satz der Predigt „Wesen und Person des Verstorbenen wunderbar zum Ausdruck gebracht, indem er ihn Freund des Bräutigams nannte“.
„Auf dem langen Lebensweg der Nachfolge Jesu Christi wollte Joseph Ratzinger nicht im Zentrum stehen, sondern mit seiner ganzen Geisteskraft, seinen natürlichen Gaben Hinweis auf den geben, der nach uns kommt und immer schon mitten unter uns ist“, sagte der Erzbischof und erinnerte an die ersten Worte des neu gewählten Benedikt XVI., ein „demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“ sein zu wollen. „Diese vornehme Zurückhaltung und edle Schlichtheit war auf dem ganzen Petersplatz spürbar“, so Lackner, der gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn, den Diözesanbischöfen Wilhelm Krautwaschl und Ägidius Zsifkovics sowie dem emeritierten Erzbischof Alois Kothgasser an den Trauerfeierlichkeiten teilgenommen hatte. Das offizielle Österreich wurde durch Altbundespräsident Heinz Fischer vertreten. Erzbischof Lackner abschließend: „Zurück bleibt Dankbarkeit. Vergelt‘s Gott!“
Sich persönlich von Papst Benedikt zu verabschieden war Rupert Santner und Johannes Lackner ein Herzensanliegen. Die Priester reisten zur Beisetzung nach Rom und teilen ihre Eindrücke: „Die Demut dieses heiligen Mannes ist zum Ausdruck gekommen, seine Größe ist fast nicht zu heben. Es war ein bewegendes Fest, wo die ganze Kirche vereint mit ihrem Papst diesen Abschied gefeiert hat“, sagt Rupert Santner, Kooperator in den Tiroler Pfarren St. Johann und Oberndorf.
Johannes Lackner, Kooperator von Tamsweg, Lessach und Seetal ergänzt: „Die ganze Weltkirche hat sich versammelt, um Abschied zu nehmen. Wir haben Gläubige aus fast allen Ländern der Welt getroffen, aus Amerika, Afrika, Asien und besonders viele Deutsche und Österreicher. Der Petersplatz war erfüllt von einer Stimmung der Dankbarkeit für das, was Papst Benedikt für die Erneuerung des Glaubens getan hat. Das Bewegendste war für mich, wie nach dem Begräbnis der Sarg unter dem Applaus der Menge und ,Santo Subito‘-Rufen in den Petersdom getragen wurde, und dass Erzbischof Gänswein, der ihn so viele Jahre lang begleitet hat, auf diesem letzten Weg an seiner Seite war.“
Zwei Seminaristen aus der Erzdiözese, die schon vor dem Heimgang dem emeritierten Papstes in Rom waren, berichten ebenfalls von der Stimmung vor Ort: „Ich empfinde es als große Gnade und Fügung, dass wir Seminaristen dabei sein durften“, erklärt Stefan Scheichl. Manuel Zehetner beschrieb die Atmosphäre auf dem Petersplatz sowohl während als auch nach dem Requiem als ergreifend. „Speziell als Papst Franziskus, trotz seiner Gehschwäche, zum Sarg ging und sich von Benedikt verabschiedete, war sehr bewegend.“
Bärbel Maresch ist ehemalige Religionslehrerin in Bad Hofgastein. Sie hat Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI., bei seinen Urlauben im Salzburger Land chauffiert. Sie verfolgte die Live-Übertragung im Fernsehen. „Ich habe mich sehr über die Einfachheit und trotzdem Feierlichkeit gefreut.“
Zusammen mit dem Leichnam von Benedikt XVI. liegt eine offizielle Pontifikats-Urkunde im Sarg. Im sogenannten Rogitum kommt Salzburg mit diesen Worten vor: „Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Traunstein, einer kleinen Gemeinde nahe an der österreichischen Grenze, etwa 30 Kilometer von Salzburg entfernt, wo er seine christliche, menschliche und kulturelle Prägung erfuhr.“
red/kap
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