Salzburg/Bokungu-Ikela. Annie Bain‘afe Booto hat studiert und einen Job als Radiomoderatorin in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Ihren beiden Kindern ist sie ein Vorbild. Und genau das wünscht sie sich für mehr Frauen in ihrer Heimat. Speziell am Land wie in Salzburgs Partnerdiözese Bokungu-Ikela müssten sie viel leisten. Anerkennung oder Mitbestimmung bliebe ihnen jedoch verwehrt.
„Die Frauen sind für die Kinder, das Haus, die Feldarbeit zuständig. Zusammengefasst: Sie sind für das Überleben der Familien verantwortlich“, erzählt Booto, die vor kurzem mit einer Delegation aus Bokungu-Ikela die Erzdiözese Salzburg besuchte und eindringlich die Situation der Frauen schilderte. „Landwirtschaft heißt, schwere körperliche Arbeit verrichten. Fast alles erfolgt per Hand.“ Die Diözese liege so abgeschieden und ein Großteil der Infrastruktur sei zerstört oder veraltet. Obwohl sie selbst derzeit in der Hauptstadt arbeitet, ist sie regelmäßig in Bokungu-Ikela.
„Nur die Kirche tut etwas für die Menschen“, sagt die zweifache Mutter. Sie erzählt von einer Theresienschwester mit der sie gemeinsam die Katholische Frauenbewegung vorantreibt. „Wir sind als Frauen füreinander da.“ Ein erster, sehr wichtiger Schritt sei es, die Frauen zu ermutigen auf sich zu schauen. „Sie haben Rechte. Das müssen sie wissen.“ Da manche nach wie vor nicht lesen und schreiben können, planen sie ein Zentrum zur Alphabetisierung. Verbessertes Saatgut soll den Kleinbäuerinnen zu mehr Ertrag verhelfen. Mit Mikrokrediten könnten Frauen anfangen, kleine Geschäfte aufzubauen und eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Es gebe genügend Schrauben an denen sie drehen möchten, um den Frauen und damit den Familien ein gutes Leben zu ermöglichen.
Bei Diözesanbischof Toussaint Iluku Bo-lumbu stoßt sie auf offene Ohren. „Aber es braucht für all diese Vorhaben eine Finanzierung und diese zusammenzubekommen ist schwierig“, sagt die 36-Jährige, die trotzdem optimistisch bleibt. Es gehe vielleicht langsam, doch es gehe voran. „Frauen sind heute selbstbewusster, sie lassen sich nicht unterkriegen und nehmen ihr Leben in die Hand. Mehr als es frühere Generationen getan haben.“ Mädchen gebe sie immer denselben Rat: „Geht in die Schule und macht einen Abschluss.“
Auf ein Projekt setzen Bischof und Journalistin ihre besondere Hoffnung. Ein eigener Radiosender soll die Entwicklung der Diözese vorantreiben. Annie Bain‘afe Booto könnte, wenn die technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind, sofort loslegen. Genügend Erfahrung bringt sie mit. Hat sie doch in der Nachbardiözese lange für die kirchliche Radiostation „Licht“ gearbeitet. „Reden wir von der Frau“ sei der Titel der erfolgreichsten Sendung gewesen. „Wir haben Expertinnen zu den verschiedensten Themen eingeladen. Ein Problem ist zum Beispiel die Mangelernährung. Häufig kommt Maniok auf den Teller. Das macht satt, ist aber keine ausgewogene Ernährung. Darüber haben wir die Mütter aufgeklärt.“
Ist es sinnvoll auf das klassische Radio zu setzen, während etwa in Österreich Podcasts immer wichtiger werden? Unbedingt, meint Booto. Nahezu überall auf dem afrikanischen Kontinent habe das Radio trotz Internet und Social Media seinen Platz im Alltag. Gerade in ländlichen Regionen gebe es kaum eine stabile Stromversorgung, geschweige denn Zugang zum Internet. Das batteriebetriebene Radiogerät sei hier die wichtigste Informationsquelle. „Das Radio erreicht mehr Menschen als alle anderen Medien.“
Sicher ist, dass bald ein Ereignis alle kongolesischen Medien dominiert: der Besuch von Papst Franziskus. Die Erwartungen sind groß wie der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Kisanganis Erzbischof Marcel Utembi Tapa, bestätigt: „Der Papst will uns ermutigen, und wir hoffen, dass seine Worte uns zu Einheit, Frieden und Sicherheit führen werden.“
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