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Kinshasa. Der Vatikan bezeichnete die Reise in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan als eine „Pilgerfahrt für den Frieden“. Der Südsudan, der als das ärmste Land der Welt gilt, ist seit 2013 Schauplatz eines immer wieder aufflammenden Bürgerkriegs; im Kongo herrscht vor allem im Osten des Landes seit Jahren ein blutiger Konflikt mit Milizen. Auf beiden Etappen wählte der Papst gegenüber den staatlichen Gastgebern ungewöhnlich deutliche Worte. Im Kongo prangerte er Korruption und gewissenlose Ausbeutung der Rohstoffe des Landes an. Vor Präsident Felix Tshisekedi, dessen Wahlsieg von 2018 vielfach angezweifelt wird, verlangte Franziskus eine „freie, transparente und glaubwürdige“ Abstimmung bei den Wahlen im Dezember.
Gegenüber Diplomaten in der früheren belgischen Kolonie verurteilte er einen „neuen Kolonialismus“, der Afrika vor allem als Reservoir von Rohstoffen sieht: „Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist.“ Beeindruckt von dieser deutlichen Papstbotschaft zeigt sich Salzburgs Partnerbischof Toussaint Iluku Bolumbu (siehe Gastkommentar links). Der Papst habe ihn und alle Bischöfe aufgerufen, „den Samen zur Wiedergeburt des Kongos zu säen“.
Eine Anklage der unsäglichen Gewalt war ein Treffen mit Opfern aus dem Ostkongo. Die Opfer schilderten, wie sie verstümmelt, monatelang vergewaltigt oder zum Essen von Menschenfleisch gezwungen wurden. Der 86-jährige Papst reagierte sichtlich erschüttert. Er hatte ursprünglich einen Besuch in der Konfliktregion Nord-Kivu geplant. Die Etappe musste aus Sicherheitsgründen gestrichen werden.
Franziskus verurteilte im Namen Gottes die Gewalt, Massaker und Vergewaltigungen wie auch „die blutige, illegale Ausbeutung“ der Bodenschätze und Kämpfe um territorialen Einfluss. „Bekehr die Herzen derer, die unmenschliche Gräueltaten begehen, die Schande über die ganze Menschheit bringen“, betete der Papst. Und: „Es reicht! Keine Bereicherung mehr zum Schaden der Schwächsten, keine Bereicherung mehr mit Ressourcen und Geld, die mit Blut besudelt sind!“
kap/ibu
Zur Sache
von Bischof Toussaint Iluku Bolumbu
Bereits zu Beginn rüttelte Papst Franziskus mit seinen Worten auf: „Hört endlich auf Afrika zu ersticken“ lautete der Appell des Papstes bei seiner Ankunft in Kinshasa. Der Besuch von Papst Franziskus als Hirte in unserem Land und seine Botschaft haben einen hohen sozialen und pastoralen Stellenwert. Der Papst forderte die Politiker und Verantwortlichen unserer Nation auf, sich in den Dienst für das Volk zu stellen und Regieren nicht als Ausbeuten der Bevölkerung anzusehen.
Der Papst rief die Bischöfe dazu auf als Werkzeuge der Versöhnung zu wirken.
Papst Franziskus feierte mit einer Million Gläubigen im Märtyrer-Stadion von Kinshasa die heilige Messe. In seiner Predigt erinnerte er daran, dass Jesus an der Seite der Menschen steht. „Er leidet mit unserem von Gewalt, Korruption und Armut geplagten Volk.“ Franziskus ermutigte die Gläubigen, sich am Enthusiasmus von Jesus für das Reich Gottes und an seinem Glauben an Gott ein Beispiel zu nehmen.
Mit Blick auf die vielen Opfer der Kämpfe im Osten des Landes rief der Papst dazu auf, die Gewalt endlich zu beenden. Die Jugendlichen lud er ein, zu Akteurinnen und Akteuren zu werden, die an der Zukunft der Dem. Republik Kongo bauen und Nein zur Korruption sagen. Den Priestern und Ordensleuten sagte er: Seid wie Lungenflügel und erfrischt die Weltkirche. Die kongolesischen Bischöfe forderte er auf, Werkzeuge der Versöhnung sein. „Seid nahe bei Gott und mutig in der Prophezeiung der Hoffnung.“ Sie sollen den Samen zur Wiedergeburt des Landes säen, damit der Kongo von Morgen ein guter Ort und Boden ist, auf dem es keine Gewalt mehr gibt.
Toussaint Iluku Bolumbu ist Bischof in Salzburgs Partnerdiözese Bokungu-Ikela in der Dem. Republik Kongo.
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